Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. *Art.1, Abs.1 GG*

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Keine Bestimmung der vorliegenden Erklärung darf so ausgelegt werden, dass sich daraus für einen Staat, eine Gruppe oder eine
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    Warum wird darüber nicht geredet?


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    fragez. Warum wird darüber nicht geredet?

    Beitrag von lupa Mo 08 Dez 2014, 02:34


    Wir Nachkriegskinder wollten wissen was während und nach dem Krieg in den Familien (Stadt) und wie es den Menschen auf der Flucht wirklich erging. Die Antworten blieben sie uns teilweise bis heute schuldig. Fragen können wir nicht mehr, sie sind inzwischen verstorben. Doch warum wurde so verbissen geschwiegen? Das beschäftigt mich wie auch einige Freunde immer noch. Warum schweigen so viele darüber? Hunger haben wir erlebt, doch nie wussten sie wo plötzlich Lebensmittel herkamen? Auch da wurde geschwiegen.

    Die Rede ist nicht das was wir in der Geschichte nachlesen können, sondern das zwischenmenschliche und die Einzelschicksale in den Familien. Wie und was die Menschen auf der Flucht erfahren mussten. Was die Familien in den Städten widerfahren ist. Einfach wie ging und war es damals?

    Bei uns in der Familie wurde wenig bis nichts darüber gesprochen. Eine Mauer des Schweigen lag über dem Geschehen. Wir bekamen nur zu hören: die Russen sind schlecht. Die Russen haben die Kinder, Mädchen und Frauen missbraucht mit der Waffe im Anschlag. Viele wurden danach erschossen oder mussten für weitere Soldaten zur Verfügung stehen. Ich fragte meinen Großvater mal: wie war es mit den Deutschen? Habt ihr das auch gemacht als ihr in Polen, Frankreich und Russland einmarschiert sind? Habt ihr auch die Mädchen und Frauen missbraucht und vergewaltigt, umgebracht? Als Antwort kam nur: Kind lass mich damit in Ruhe, habe keine Lust darüber zu reden. Für meine Eltern war das Thema tabu. Von ihnen bekamen wir Kinder nie eine Antwort auf unsere Fragen. Das gleiche bei anderen Mitgliedern der Familie die den Krieg erlebt haben.

    Wir bekamen nur immer wieder die Antwort: der Russe ist schlecht weil sie alles weibliche sex. missbrauchten. Und die schwarzen Amerikaner, davor müssen wir uns hüten. Das gleiche mit den Zigeunern, sie würden Kinder stehlen und mitnehmen. Das war es auch schon was uns mitgeteilt wurde. Doch das konnten wir Nachkriegskinder teilweise widerlegen weil wir es anders erlebt haben, dazu gleich mehr. Wie auch, wie es in der Hitlerzeit war. Warum sie die Hand zum Gruß gehoben haben? Warum sie mit auf die Straße gingen um den Hitler sehen zu wollen, nicht wenige ihn regelrecht huldigen? Keine Antwort auch darüber. Ob sie sich deswegen geschämt haben? Wir wissen es nicht.

    Das haben wir erlebt:
    Über die Russen konnten wir damals nichts sagen, wir haben keine gekannt. Es waren in Mainz keine stationiert.

    Die Zigeuner waren immer sehr lieb zu uns, wir haben mit deren Kindern gespielt. Wir wurden nicht gestohlen. Es war immer sehr lustig. Und das dollste: alle hatten ein Fuhrwerk mit Pferde davor, hinten war ein Zirkuswagen angekoppelt, später standen sie da mit Mercedes und Wohnwagen. Sehr liebe Menschen. Doch die erwachsenen wollten von ihnen nichts wissen. Auch darüber bekamen wir keine Antwort. Schade ...

    Die amerikanischen Soldaten mit dunkler Hautfarbe waren wirklich sehr nett. Immer hatten sie einen Apfel oder Kaugummi für uns. Niemals ein böses Wort. Nur, dass bei ihnen, trotz Duschen, die Haut nicht heller wurde das verstanden wir erst einige Zeit später. Sie erklärten es mit einer unheimlichen Geduld.

    Wir Nachkriegskinder sind in Mainz mit den GI groß geworden und später durften wir auch an Weihnachten mit in die Kaserne zur Nikolausfeier. Dafür kamen Busse an die Schulen, Jedes Kind bekam ein GI an die Hand. Er musste uns behüten und von ihm/ihr bekamen wir auch das Geschenk. (Baukasten, Puppen, alles was wir uns gewünscht hatten. Wir wurden ja 4 Wochen vorher gefragt was wir gerne haben möchten. Das wurde aufgeschrieben und die Lehrer gaben es an der Gate ab). Das war immer ein Erlebnis. Erst sahen wir MickyMaus, dass gab es Kakao und Kuchen. Jedes Kind bekam ein Geschenk und viel Kaugummi und Icecream. Wir liebten das Icecream. Viele Kids hatten anschließend Bauchweh, es schmeckte aber auch zu gut. Zuhause gab es so was nicht. (Es gab ja noch nicht viel zu kaufen). Und die Pfeffernüsse ... da läuft mir heute noch das Wasser im Munde zusammen.

    Doch über unser eigentliches Problem darüber erfuhren wir auch später, als wir größer wurden, nur Bruchstücke zu hören. Man konnte sich einiges zusammenreimen, doch es es stimmte? Jein ... wie auch?
    Später im Zeitalter von TV erfuhren wir etwas mehr. Doch es waren Reportagen von fremden Menschen, nicht die unsere. Auch da sahen wir nicht wohin die Menschen gingen wenn Luftalarm war? Sie waren auf der Flucht. Ob sie sich doch noch was zu essen kochen konnten? Auch darüber wurde wenig berichtet, es wurde ausgelassen. Selbst hier wurden oift die Russen als die schlimmen und sehr bösen hingestellt. Das sollte wohl stimmen. Doch was war mit den deutschen Soldaten? und all den anderen? Waren das alles brave Soldaten die nur daran dachten ihr Vaterland zu verteidigen? Wenn man das Holocaust weg ließ, gab es sonst nichts was sie an Gräueltaten anderen Menschen antaten?

    Das Holocaust muss sehr schlimm gewesen sein. Wenn man bedenkt, dass Menschen andere Menschen einfach mitnahmen, einsperrten, ihnen alles abgenommen hat. Kaum dass sie was zu essen bekamen. Dann die Gaskammern ... anschließend warfen diese Schweine (kann die nicht anders bezeichnen die das taten) die Menschen in eine große Grube. Einfach so, viele fast nackt ... o man, dass Menschen so was machen können ist nur schwer zu verstehen ... hier war bestimmt sehr viel Hass im Spiel? Anders kann ich mir das nicht erklären. Die Zigeuner erzählten uns später, dass auch von ihrer Familie einige in Konzentrationslager kamen und dort vergast wurden. Wie viele andere tausende auch. Sie sagten mir: Sinti, Roma und Juden waren Fremdkörper die die SS vernichten mussten ... o man ... das ist wirklich furchtbar.

    Was ich jedoch nicht verstehe bis heute.
    Die Juden bekamen ein Land: Israel. Sinti und Roma werden selbst heute noch verfolgt. Niemand will sie haben. Auch unsere Regierung nicht. Den Juden wurde geholfen mit Geld und vielem mehr. Warum nicht die Sinti und Roma? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese beide Gruppen nicht nur eine Minderheit darstellen, sondern dass man diese Menschen wegjagen muss, warum? Sie werden überall diskriminiert und ausgegrenzt. Was haben sie getan?

    Und Israel?
    Sie haben ein Land und trotzdem gibt es da keinen Frieden. Immer wieder sind die im Krieg. Die israelische Regierung würde am liebsten die Palästinenser wegjagen oder vernichten. So kommt es mir vor wenn ich im TV sehe was sie wegen eines Raketenbeschusses  als Vergeltung anrichten. Es ist ums hunderte mehr. Denn so viel an Waffen und Raketen können die Palästinenser nicht haben, sonst wären beide Länder schon in Schutt und Asche. Wobei es im Gaza so aussieht, Schutt und Asche. In Israel ist es viel viel weniger. Warum gibt es da keinen Frieden? Warum hat die israelische Regierung die UN Menschenrechtsorganisation nicht ins Land gelassen um zu sehen, was beide Parteien gemacht haben? Die Erklärung Israels, dass die UN Judenfeindlich eingestellt sind, das glaube ich weniger. Ich glaube eher, dass die Regierung die UN deswegen nicht haben will. Die könnten sonst berichten, dass die israelische Regierung viel mehr Menschen tötet und ganze Häuserstraßen dem Erdboden gleich macht. Das Verhältnis stimmt nicht.

    Doch hier sind die westlichen Länder ruhig. Alle halten zu Israel wegen dem Holocaust. Anders kann ich es mir nicht erklären warum da nicht mal ein Land sagt: Israel es ist genug? Haben wohl alle ein schlechtes Gewissen?

    Sagt man was dagegen ist man Israel feindlich eingestellt habe ich gelesen und das ist verboten? Was ein Quatsch ist das denn? Wenn man, so wie ich, die israelische Regierung kritisiert, so hat das nichts mit Judenfeindlich was zu tun. Es sind ja nicht die Völker die zum Angriff den Befehl geben, sondern die Regierungen geben freies Licht und die Soldaten führen es aus. Wird ein Israeli getötet wird es Propaganda mäßig ausgeschlachtet von Seiten der israelischen Regierung. Tötet dagegen Israel 1000 Palästinenser (Zivilisten), macht mit Panzer die Häuser im Gaza platt usw. dann ist das ok? Ich fühle mit den Menschen auf beiden Seiten. Glaube nicht, dass sie den Krieg wollen, die Regierungen schon. Ist es dem nicht so, warum machen sie nicht Frieden? Wohl alle nichts aus der Vergangenheit gelernt?

    Meine Freunde und ich haben noch viele Fragen. Ob wir jemals die Wahrheit erfahren? Evtl unsere Nachkommen, wir sind ja älter, da glaube ich es weniger, dass wir endlich erfahren was wirklich war. Oder ist der Krieg, außer dem Holocaust, ein Tabu-Thema?





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