Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. *Art.1, Abs.1 GG*

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    Beitrag von lupa Mo 31 März 2014, 23:00


    Liebe Mitglieder und Freunde von netzwerkB,

    nachfolgend ein Interview von DAS HUMANISTISCHE ONLINE-MAGAZIN mit Norbert Denef, netzwerkB:

    Online hier weiter lesen:
    http://netzwerkb.org/2014/03/31/das-volk-spricht-hier-eine-klare-sprache/

    Die Politik tut nicht genug, um sexualisierte Gewalt an Minderjährigen zu verhindern, sagt Norbert Denef. Der Gründer von netzwerkB bezeichnet es als „unerträglich“, dass der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung zum Thema im Amt bestätigt wurde. Aus seiner Sicht steht für den Gesetzgeber weiterhin der Täterschutz im Vordergrund.

    Herr Denef, am vergangenen Montag hat die Katholische Kirche ein zweites Forschungsprojekt zum Thema „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vorgestellt. Was halten Sie davon?

    Denef:
    Ein Narr ist, wer daran glaubt, dass nach vier Jahren Akten-Aufräumzeit wissenschaftliche Forschungsarbeit noch möglich sei.

    HM:
    Sogar Professor Christian Pfeiffer, beauftragter Leiter des gescheiterten ersten Forschungsprojektes, meinte gegenüber der Deutschen Welle, „inzwischen hat die Kirche dazugelernt“. Warum glauben Sie nicht daran?

    Denef:
    Christian Pfeiffer hatte sich schon einmal geirrt, als er 2011 mit der katholischen Kirche ein Forschungsprojekt startete, was dann Anfang 2013 gescheitert ist. Woher er seine heutige Erkenntnis nimmt, dass die Kirche dazu gelernt haben soll, ist mir nicht bekannt. Was wir erleben entspricht auch unseren eigenen Erfahrungen: Die Kirche ist noch nicht so weit sich zu öffnen. Sie ist noch nicht fähig, mit ihrer eigenen Verantwortung für die Opfer sexualisierter Gewalt umzugehen.

    HM:
    Es heißt, es gäbe keine Beschränkungen oder Auflagen für die Forschungsarbeit.

    Denef:
    Wenn die Akten aufgeräumt sind, sind Beschränkungen nicht mehr erforderlich. Von Aktenvernichtung berichtete bereits Professor Pfeiffer, Anfang 2013, als es zum Bruch mit der katholischen Kirche kam.

    HM:
    Bei dem Forschungsprojekt sollen auch Missbrauchsbetroffene direkt einbezogen werden. Eine ausführliche Befragung von bis zu 100 Opfern soll dazugehören. Erwarten Sie, dass man auch auf Sie zukommen wird?

    Denef:
    Nein.

    HM:
    Beim Vatikan selbst hat man eine Kommission zum Thema eingesetzt. Marie Collins, ebenfalls Betroffene und Gründerin einer nach ihr benannten britischen Stiftung gegen Kindesmissbrauch, forderte einen echten Wandel statt leerer Versprechen. Sie kritisierte auch die Äußerung von Papst Franziskus, der vor kurzem meinte, niemand habe mehr gegen sexualisierte Gewalt getan, als die Kirche.

    Denef:
    Papst Franziskus berief Marie Collins zusammen mit bislang sieben anderen Mitgliedern in die päpstliche Kommission zum Schutz von Minderjährigen, darunter der Bostoner Kardinal Sean O‘Malley und der deutsche Psychologe und Jesuitenpater Hans Zollner. Die heute 67-jährige Irin wurde mit 13 Jahren von einem Priester sexuell missbraucht. Als streng gläubige Katholikin sieht sie dort in der Kommission nun ihre Aufgabe darin, die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Hierarchien wieder zu festigen. Das kann ich sehr gut nachempfinden, denn als ich 1993 mein Schweigen im Beisein der beiden Täter im Familienkreis brach, glaubte ich auch noch fest daran, dass es möglich sei, die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Hierarchien wieder zu festigen.

    Erst viele Jahre später kam ich auf den Gedanken, dass man seine eigene Geschichte nur wirklich begreifen kann, wenn man diese sich von außen betrachtet, unabhängig und frei von jeglichen Zwängen. Das war 1996 der Anlass für mich, aus der Kirche auszutreten. Erst nach meinem Kirchenaustritt, fing ich an zu begreifen und konnte realisieren, wie sehr die päpstliche Hörigkeit bei mir dazu beigetragen hat, diesen Pfarrer, der mich sechs Jahre lang missbrauchte, zu idealisieren und ihm hörig und streng gläubig zu unterwerfen. Die Täterschützer, in meinem Fall der Bischof von Magdeburg und der Papst, hatte ich ja ebenfalls idealisiert und somit kam ich gar nicht auf den Gedanken, sie anzuklagen. Heute kann ich mit Abstand das System der Täterorganisation wahrnehmen und die Zusammenhänge begreifen.

    Papst Franziskus hat bisher noch nicht auf meinen „Akt der Versöhnung“ reagiert. Diesbezüglich bin ich am 6. November 2013 extra nach Rom gereist, um ihm persönlich mein Schreiben zu übergeben. In dieser Angelegenheit könnte ich mir einen Akt der Versöhnung vorstellen. Jedoch nicht, indem wir gemeinsam beten, sondern indem wir auf Augenhöhe Gespräche führen.

    HM:
    Wie beurteilen Sie die Reaktion der Medien und der Politik auf die Enthüllungen und die Entwicklungen der vergangenen Jahre? Haben Sie den Eindruck, dass die Entscheidungsträger ihre Verantwortung hier angemessen wahrnehmen?

    Denef:
    Seit Anfang 2010, also seit vier Jahren, ist öffentlich bekannt, dass die meisten Fälle sexualisierter Gewalt nicht aufgeklärt werden können, weil das durch die bestehenden Verjährungsfristen nicht möglich ist. Der Staat betreibt hier Täterschutz. Das betrifft nicht nur die Odenwaldschule und kirchliche Einrichtungen, sondern insbesondere auch den familiären Bereich.

    Die Medien haben sich große Mühe gegeben, den Opfern eine Stimme zu geben. In der Politik ist bisher nicht viel passiert. Bisher wurde lediglich das Alter des Opfers ab dem die Verjährungsfrist einsetzt von 18 auf 21 Jahre angehoben. Die Koalition plant nun, laut Koalitionsvertrag, dass die strafrechtliche Verjährung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zukünftig nicht vor dem 30. Lebensjahr der Missbrauchsopfer einsetzt.

    Heiko Maas ist ein positives Beispiel, denn im Jahr 2010 hat er mit deutlichen Worten sich für die Interessen der Opfer von sexualisierter Gewalt eingesetzt. Er schrieb mir damals: „Kindesmissbrauch ist für mich, auch als Vater von zwei Kindern, eines der schlimmsten Vergehen überhaupt. Es darf einfach nicht sein, dass ein solches widerliches und grausames Verbrechen verjährt und die Täter ungeschoren davonkommen.“

    Nun wird sich zeigen, ob er als Bundesjustizminister zu seinen Worten von damals noch steht und diese auch umsetzt.

    HM:
    Welche Fraktionen sind denn dem Anliegen einer Ausweitung der Verjährungsfristen gegenüber aufgeschlossen, wo stoßen Sie bei dem Thema auf taube Ohren?

    Denef:
    netzwerkB hat kürzlich mit einer Postkartenaktion alle Politiker im Deutschen Bundestag, die Justizminister der Bundesländer, Jugend- und Familienminister der Länder, Mitglieder des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, alle Bistümer, so wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bundesministerium der Justiz und Verbraucherschutz über das besagte Schreiben von Heiko Maas informiert.

    Die Linke hat sich dazu bislang noch nicht geäußert. Ob die Aufhebung der Verjährungsfristen mehrheitsfähig sei, wurde in dieser Partei bisher nicht diskutiert, gab uns Dr. Alexander Neu, MdB, in einem Interview bekannt.

    Dr. Karl-Heinz Brunner, MdB und Mitglied im Rechtsausschuss, sagte uns, dass Heiko Maas bereits angekündigt hätte, die Verjährungsfristen zu überarbeiten. In welchen Bereichen ein endgültiger Wegfall von Verjährungsfristen zu tragen kommen kann, soll sich angeblich am Ende des parlamentarischen Verfahrens zeigen.

    Katja Keul, MdB, Sprecherin im Rechtsausschuss von Bündnis 90/Die Grünen ist der Meinung, dass wir da etwas breiter diskutieren sollten, „da müsste man gucken was für Taten sind es, wo wir als Gesellschaft sagen, wo können wir, ähnlich wie bei Mord, gar keine Verjährung ertragen“.

    Die rechts- und verbraucherpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Elisabeth Winkelmeier-Becker, hat uns kürzlich persönlich mitgeteilt, dass sie sich auf den Koalitionsvertrag berufen würde und zu dem Thema alles gesagt sei. Darüber hinaus sehe sie keine Veranlassung zu einem Interview. Des Weiteren bittet sie uns, von weiteren Zusendungen jeglicher Art abzusehen. „Ich werde sie künftig weder annehmen noch aufbewahren“, schrieb sie uns.

    HM:
    Haben Sie sich seit 2010 nochmals persönlich an Bundesjustizminister Heiko Maas, der ja selbst ein Mitglied der Katholischen Kirche ist, gewandt und falls ja, wie hat er reagiert?

    Denef:
    Das haben wir mehrfach getan. Bundesminister Heiko Maas hat mir kürzlichmitteilen lassen, dass die Vorgabe im Koalitionsvertrag, die strafrechtliche Verjährung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zukünftig nicht vor dem 30. Lebensjahr der Missbrauchsopfer einsetzen zu lassen, vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz in einem weiten Sinne verstanden wird und soll auch angeblich in einem solchen Sinne umgesetzt werden. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Es geht danach nicht etwa nur darum, dass die Verjährung zukünftig nicht vor Vollendung des 30. Lebensjahres des Opfers eintreten soll. Vielmehr soll zukünftig die – je nach Schwere des Delikts geltende – Verjährungsfrist nicht vor Vollendung des 30. Lebensjahrs des Opfers zu laufen beginnen.“

    HM:
    Vor kurzem hat netzwerkB eine Umfrage vom Meinungsforschungsinstituts infratest dimap durchführen lassen. Die Frage war, ob die Verjährungsfristen für Sexualstraftaten an Minderjährigen abgeschafft werden sollen. Mit dieser Aufhebung würde sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Minderjährigen strafrechtlich auf Ebene mit Mord gestellt. Wie wollen Sie das begründen?

    Denef:
    Wir können es in einem Gedankenexperiment verdeutlichen: Wenn ein Opfer von einem Mann für 50 Jahre ins Koma geprügelt wird. Warum soll das Opfer nach 50 Jahren, wenn es erwacht, nicht mehr das Recht haben, diese Tatsache zur Anzeige zu bringen?

    Nach Auffassung von netzwerkB zeigt sich klar, dass bei sexualisierter Gewalt das Nicht-Erinnern Teil des Verbrechens ist. Auch wenn der Täter diese Verjährung nicht intentional erzwingen wollte, so war die Verdrängung des Betroffenen aufgrund der schweren Schädigung doch Teil seiner Tat. Zu deutsch: Er wusste bei der Straftat, dass er den Betroffenen in seiner prinzipiellen Freiheit beschädigt.

    Laut der Umfrage von infratest dimap sind derzeit 86 Prozent der Deutschen der Meinung, strafrechtliche Verjährungsfristen für Sexualstraftaten an Minderjährigen sollten generell aufgehoben werden. Das Volk spricht hier eine klare Sprache – die Politik hinkt da noch etwas hinterher.

    HM:
    Eine Aufhebung der strafrechtlichen Verjährungsfristen würde „ex nunc“ wirken, also nicht für die Vergangenheit. Menschen, die in der Vergangenheit Täter geworden sind, würde eine Aufhebung nicht betreffen.

    Denef:
    Die rückwirkende Abschaffung von Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt gegen Kinder lehnt der Gesetzgeber mit der Begründung ab, dass sich die Täter/innen auf das Gesetz verlassen können sollen. Die Täter/innen also, die bereits zum Zeitpunkt der Ausübung ihrer Straftaten wussten, dass sie das Gesetz brechen – dieses also bewusst taten –, die sich dadurch aber in den meisten Fällen nicht von Wiederholungen abhalten ließen, notorische Gesetzesbrecher also, sollen darauf vertrauen können, dass der Rechtsstaat ein Rechtsstaat ist und sie nicht rückwirkend für ihre Straftaten zur Rechenschaft zieht.

    Den Betroffenen dagegen, deren Grundrechte durch diese Straftaten massiv verletzt wurden und die häufig für ihr ganzes weiteres Leben schwer beeinträchtigt sind, kann offenbar zugemutet werden, dass der Rechtsstaat die gegen sie verübten schweren Straftaten ab einem gewissen Zeitpunkt als nicht geschehen betrachtet bzw. „die Rechtsgemeinschaft an deren Ahndung nur noch ein untergeordnetes Interesse hat“, das ist der sogenannte Rechtsfrieden.

    Es wird also deutlich: Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt gegen Kinder nützen nicht den Betroffenen, sondern den Täter/innen. Warum steht der Täterschutz noch immer im Vordergrund dieser Gesetzgebung?

    HM:
    Am vergangenen Mittwoch ist der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, mit Kabinettsbeschluss für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?

    Denef:
    Diese Entscheidung dient aus unserer Sicht nur dazu, der Gesellschaft erneut zu suggerieren: schaut her, wir tun was. Die vergangenen vier Jahre sprechen jedoch eine klare Sprache, nämlich dass die Opfer auf die angeblich schnelle Hilfe bis heute immer noch warten. Leere Worte und ein paar Plakate, sowie freiwillige Selbstverpflichtungen hat Herr Rörig in seiner Zeit eingebracht. Das Thema Aufhebung der Verjährungsfristen hat er von netzwerkB übernommen und das auch nur halb, denn er setzt sich nicht für die komplette Aufhebung ein. Dieses verordnete fünfjährige Nichtstun der Politik ist für uns unerträglich.

    Aus unserer Erfahrung heraus dient die Stelle des Bundesmissbrauchsbeauftragten nur dem Hinhalten der Betroffenenverbände,
    damit am Runden Tisch die großen Täterorganisationen ihre Vorstellungen von einer täterfreundlichen Welt weiterhin durchsetzen können.

    Der Missbrauchsbeauftragte war in den vergangenen Jahren der Verwalter des Versagens der Politik – geplant sind nun weitere fünf Jahre.

    HM:
    Weshalb bezeichnen Sie den Missbrauchsbeauftragten als Verwalter des Versagens der Politik?

    Denef:
    Wir halten die Ergebnisse des Runden Tischs für komplett unbrauchbar. Hier nur ein Beispiel: Auf Druck der am Runden Tisch beteiligten Organisationen hin wurde im Sommer 2013 von der Öffentlichkeit unbemerkt die Meldepflicht für Ärzte und Therapeuten abgeschafft, Hinweise auf drittverursachte Gesundheitsschäden, einschließlich der Angaben der Ursachen und dem möglichen Verursacher, den Krankenkassen mitzuteilen, gemäß § 294a Sozialgesetzbuch V. Die Täter bleiben nunmehr von Regressforderungen verschont. Die Kosten werden auf die Allgemeinheit umgelegt. Die Chance auf Beweissicherung wird auch hier unterlassen. Damit wurde der Täterschutz komplettiert.

    HM:
    Sie sprachen eben davon, dass die „großen Täterorganisationen“ ihre Vorstellungen von einer „täterfreundlichen Welt“ durchsetzen wollen. Das richtet sich an die Kirchen, oder?

    Denef:
    Nicht nur an die Kirchen, sondern u.a. auch an das Schulsystem der Odenwaldschule.

    HM:
    Glauben Sie denn wirklich, dass die vielen katholischen Eltern in Deutschland eine „täterfreundliche Welt“ wollen?

    Denef:
    Nein, es ist das gesamte System, welches immer noch den Eltern vermittelt, möglichst nichts zu merken. Mit dem vierten Gebot, „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“, wird über die Gewalt innerhalb der Familie nach wie vor ein Deckmantel des Schweigens ausgebreitet. Erst wenn hier das Schweigen ein Ende hat und die Kinder ihre Rechte einfordern können, wird die Gewaltspirale innerhalb der Familie durchbrochen.

    HM:
    Medizinische Experten sagen dazu, dass Pädophilie eine sexuelle Präferenz ist, die nicht heilbar ist. Es geht hier also um den Umgang mit kranken Personen.

    Denef:
    Sie sagen aber auch, dass die Ursachen noch nicht erforscht sind und es steht auch fest, dass man nicht als Verbrecher geboren wird.

    Wenn jemand in eine Bank einbricht, oder nur solche Gedanken hat, da käme niemand auf die Idee von einer Krankheit zu sprechen. Kindern Leid zuzufügen ist ein Verbrechen und dann muss man es auch so benennen. Dem Täter, oder auch nur dem, der solche Gedanken hat, hilft man nicht wirklich, wenn man ihm sagt, er sei krank und das bis zu seinem Lebensende.

    HM:
    Was halten Sie von Präventionsprojekten, die sich auf – potentielle – Täter fokussieren? Sind die kein Ansatzpunkt?

    Denef:
    Doch, ja, die sind schon lange überfällig und es gab schon immer Therapeuten, die mit ihnen arbeiten, um an die Ursachen ihrer kriminellen Gedanken zu kommen. Bereits 2006 habe ich in der Sendung „Menschen bei Maischberger“ gesagt, dass es wichtig und überfällig sei, den Tätern zu helfen. Nur wie die Charité es macht, sei falsch, in dem sie von „Liebe und Zuneigung“ spricht.

    HM:
    Meinen Sie die Berliner Charité? Inwiefern spricht man dort fälschlicherweise von „Liebe und Zuneigung?“

    Denef:
    Mit Liebe und Zuneigung hat sexualisierte Gewalt nichts zu tun, dennoch benutzt die Charité und nicht nur die, sondern ein gesamtes Netzwerk diese Tätersprache. Warum sie sich nicht davon abbringen lassen, trotz jahrelanger Kritik von Opferverbänden, können wir nicht verstehen. Wir sind sehr besorgt darüber, dass diese opferfeindliche Sprache in der Gesellschaft seine Wirkung zeigt. Nämlich, dass die Täter als bedauernswerte Opfer dargestellt werden.

    HM:
    Und wie wollen Sie nun begründen, dass kranke Menschen, die hier zum Täter geworden sind, in einer aufgeklärten Gesellschaft wie Mörder – also wie jemand, der aus Habgier oder heimtückisch einen anderen Menschen getötet hat – verfolgt werden sollten?

    Denef:
    Wenn ein Kind vergewaltigt wird, sprechen wir von Seelenmord – der, der es tut, ist ein Mörder. Es wäre wichtig, dass wir als Gesellschaft nach den Ursachen fragen, warum ein Mensch zum Mörder wird, und das wird in der Regel leider nicht getan.

    Ich stehe in Kontakt mit einem Mörder, der lebenslänglich im Gefängnis einsitzt. Er hat seine Eltern getötet. Bei der Verurteilung hat sich niemand für die Ursachen interessiert. Er wurde als Kind sexuell missbraucht. Er steht zu seiner Tat und erwartet keine Schuldmilderung. Es wäre jedoch menschlich, wenn wir als Gesellschaft uns mit den Ursachen beschäftigen, warum es zu solchen Taten kommt. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, menschlich behandelt zu werden.

    HM:
    Zuletzt: Was verlangen Sie von der Politik neben der Aufhebung der Verjährungsfristen im Strafrecht? Wie müsste darüber hinaus die Situation von jetzt und in Zukunft betroffenen Menschen konkret verbessert werden?

    Denef:
    Es sollte zukünftig möglich sein, dass ein Bundestagsabgeordneter öffentlich sagen kann: „Ich wurde sexuell missbraucht.“ Ohne, dass er ausgegrenzt wird. Wenn das möglich sein wird, hat sich in unserer Gesellschaft viel geändert. Die Politik sollte hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

    -

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    Beitrag von lupa Di 01 Apr 2014, 13:40


    Meine Meinung zum Thema

    Es stimmt dass die Täter zu Opfer und die Opfer zu Täter gemacht werden.
    Kann man sehr gut beobachten in den Gazetten wie auch im TV. Über die Täter wird umgehend informiert, die Kindheit durchleuchtet (hatte ja eine so arme Kindheit etc), was jetzt mit dem Opfer ist, hier wird wenig bis nichts berichtigt, ist nicht interessant, der Täter lockt mehr Leser oder Zuschauer, was in der Tat auch stimmt.

    zB, der Täter bekommt gleich ein Psychologe zur Seite gestellt, das Opfer muss sich diesen erst mal suchen. Das dauert in der Regel weil erst mal die Scham (warum eigentlich?), das Gerede der Nachbarn wie auch in der Familie, das Opfer in eine Ecke drängt, allein gelassen wird ... und oft kommt auch Gerede auf wie: vielleicht hat sie/er es heraus gefordert? Ja ja, wenn man schon sieht wie die Mädels angezogen sind das muss ja Männer anmachen etc pp. - das Opfer wird so zum Täter, hilflos und ohne Zuspruch. Doch wen interessiert das schon?

    Meiner Meinung nach wird von Seiten der Regierung wie auch was die Gesetze betrifft zu wenig getan, warum? Weil Sexualtäter in allen Gesellschaftskreisen zu finden sind, Keiner will dem anderen ein Auge auskratzen ...

    Es sollten endlich die Strafen für Misshandlung, hier besonders für Missbrauch, erhöht werden. Wenn ein Fall in der Öffentlichkeit mehr an Beachtung findet so wird auch strenger geurteilt als bei Fällen die im verborgenen abgehandelt werden. Hier fallen die Strafen wesentlich geringer aus (meine Beobachtung). Mag sein, dass ich mich irre, doch so kommt es bei mir an.

    Wenn ich jedoch sehe, dass es Politiker gibt die zugeben, dass sie an Mädchen interessiert sind, ein Buch darüber veröffentlichen und nur wenige regen sich darüber auf, da bleibt mir die Spucke weg. Oder dass es Politiker gibt die sich öffentlich für den freien Sex mit Minderjährige aussprechen, diese auch noch gewählt werden .. da wird man sprachlos. NetzwerkB hat es während der letzten Bundestagswahl öffentlich angesprochen, hier wurde endlich das Volk aufmerksam, wie lange das anhält? Ich weiß es nicht.

    Links zum Thema während der Wahl
    http://wolfsrebellen.forumieren.com/t186-netzwerkb-pressemitteilung-vom-10092013
    http://wolfsrebellen.forumieren.com/t156-info-von-netzwerkb-v-29aug2013
    http://wolfsrebellen.forumieren.com/t141-info-von-netzwerkb

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