Helmut Schmidt: Ein befleckter Abschied by Schlüter
Unter großer internationaler, nationaler und lokaler Anteilnahme wurde am Montag, dem 23. November, in Hamburg der Staatsakt für den am 10. November verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt begangen.
Um es gleich zu sagen, als Sohn der Stadt Hamburg habe auch ich ihm besonders - im Alter - meinen Respekt nie wirklich versagen können. Dafür gibt es viele Gründe. Mir ist die Sturmflut 1962 (wir wohnten damals noch im Norden Hamburgs – weit ab vom „Schuss“) noch gut erinnerlich, und die Tatsache, dass sein beherztes Eingreifen wohl viele Menschenleben gerettet hat. Im Alter machte er sich durch die Befreiung von „Besser-Wessitum“ insbesondere auch China gegenüber zu einem „weisen Mann“, das Gleiche trifft hinsichtlich seiner klugen Haltung zu Russland zu: die Sanktionen sind „dummes Zeug“ 1). Darüberhinaus war er von hanseatischer Schlichtheit und es wäre ihm niemals eingefallen, sich wie Altkanzler Schröder zu Reklamezwecken in einen Armani-Anzug stecken zu lassen. Bis zum Schluss lebte er in Hamburg-Langenhorn im relativ unauffälligen Reihenhaus. Besonders beeindruckend war allerdings eine, wenn auch knappe, aber sehr erhellende Äußerung zu „Staatsterrorismus“: „Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus“ 2). Insbeondere in heutiger Zeit genügend Gründe, dem Manne Respekt zu zollen.
Aber, die Schattenseiten sollen nicht vergessen werden! So war Schmidt zumindest lange Zeit dafür, Deutschland das undemokratische und veränderungsfeindliche Mehrheitswahlrecht einzubrocken 3), was bisher zum Glück mislang. In der Nachrüstungsfrage war er ein verlässlicher Verbündeter der Washingtoner „Kalten Krieger“ im geglückten Versuch, den Ostblock totzurüsten und legte sich mit der Mehrheit der SPD (und der Friedensbewegung) massiv zum NATO-Doppelbeschluss an.
Was aber lässt mich bei so einer „relativ ausgewogenen Bilanz“ nun vom „befleckten Abschied“ sprechen? Ein altes Sprichwort sagt: „sage mir, wer Deine Freunde sind, und ich sage Dir, wer Du bist“! Nun, da ist ein immer wieder hervorgehobener „Freund“, der mich schaudern lässt: Henry Kissinger!
Der große französiche Publizist Alfred Grosser sagte in einer Diskussionsrunde mit Guido Knopp zur deutschen Geschichte, als die Rede im Zusammenhang mit Schmidt und den Beziehungen zu den USA auf Henry Kissinger kam, so kühl wie treffend: „über Massenmörder rede ich nicht!“. Und Recht hatte dieser hochmoralische Mann mit diesem treffenden Satz. Kissinger ist zusammen mit Nixon für den Militärputsch in Chile des Augusto Pinochet im Jahre 1973 verantwortlich, sowie für viele Widerwärtigkeiten, die die US-Regierung beging. Ganz besonders sticht hierunter die Verlängerung und Ausweitung des Vietnamkrieges hervor. Auf diese beiden Tatbestände im Besonderen bezieht sich auch die Bezeichnung Massenmörder 4).
So gefror mir nun beim nicht wenig bewegten Anschauen der Veranstaltung bei der Rede von Kissinger das Blut in den Adern und ich musste mich vom Fernseher entfernen!
Andreas Schlüter
1) http://friedensblick.de/12802/darum-sind-russland-sanktionen-dummes-zeug-helmut-schmidt/
2) http://www.zeit.de/2007/36/Interview-Helmut-Schmidt/seite-7
3) http://www.cicero.de/berliner-republik/plaedoyer-deutschland-braucht-ein-mehrheitswahlrecht/55576
4) Massenmörder Kissinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Angeklagt:_Henry_Kissinger
https://www.youtube.com/watch?v=X8MHtFnV7YM
http://www.iknews.de/2012/01/21/die-verbrechen-des-henry-kissinger/
Weitere Links zu den USA:
https://wipokuli.wordpress.com/2014/02/17/link-liste-meiner-artikel-zu-den-usa/