Bin immer noch neben der Spur ...
Heute bekam ich einen Anruf von einer Frau. Sie sagte zu mir: wir wollen einen gemeinnützigen Verein gründen und obdachlosen Menschen helfen.
Ich: ok, gründet mal den Verein, ich komme dann und hoffe, dass ich obdachlose Menschen überreden und mitbringen kann.
Die Frau: wie? sie wollen doch wohl nicht die Penner auf der Straße mitbringen?
Ich: klar doch, es sind doch obdachlose Menschen oder was dachten sie denn?
Die Frau: wir denken an obdachlose Menschen die in einer Einrichtung untergebracht sind.
Ich: ach so ... sie wollen nur "saubere" Obdachlose? Haben sie Angst dass sie sich die Hände beschmutzen? Oder wie soll ich das verstehen? Haben sie überhaupt Interesse an obdachlose Menschen die auf der Straße leben, warum auch immer?
Die Frau wortwörtlich: soweit geht unsere Nächstenliebe nun doch nicht. Mit den Pennern wollen wir nichts zu tun haben.
Ich: obdachlose Menschen in einer Einrichtung sind erst mal versorgt. Sie bekommen nach einiger Zeit eine Wohnung usw. Sie haben Ansprechpartner. Die obdachlosen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, auf der Straße leben, sie brauchen Hilfe. Ich rede jetzt nicht von einer Mahlzeit oder mal einen Schlafsack. Das wichtigste ist erst mal das Zuhören, hören was sie zu berichten haben. Doch das dauert seine Zeit bis sie sich öffnen, bis sie Vertrauen haben. Und das Wort "Penner" ist ein böses Wort und passt nicht in die heutige Zeit. Hinter jedem Mensch steht ein Schicksal, schon mal darüber nachgedacht?
Ich dachte, ich bin im falschen Film.
ich weiter:
Liebe Frau. Lassen sie das mit dem Verein. Spenden sie lieber etwas Geld. Damit können sie ihre Nächstenliebe beweisen oder ihr schlechtes Gewissen beruhigen.
Die Frau: wir sollten über das Verein gründen nochmal nachdenken. Glaube das passt doch nicht zu uns, so ihre Worte.
Ich: wenn sie unbedingt helfen wollen dann betreuen sie doch die älteren Menschen in den Altenheimen. Viele sind Einsam und freuen sich über Besuch von außerhalb des Heimes. Oder schauen sie nach den älteren Menschen in ihrer Nachbarschaft. Hier können sie viel gutes tun ohne "schmutzige" Hände. Denken sie mal über den Vorschlag nach.
Die Frau (auf einmal kleinlaut): danke, dass sie mir die Augen geöffnet haben. Wir sind 3 Frauen, sahen die Nachrichten und wollten spontan helfen. Doch so einfach ist das nicht. Ich will mich bei ihnen entschuldigen. Das war unüberlegt von uns, das mit dem Altenheim ist eine gute Idee, wir sollten darüber nachdenken.
Ich: ist schon ok. Ich würde mich ehrlich freuen wenn sie sich nochmal melden und mir erzählen, was sie nun machen und ob es überhaupt zu einer Hilfe von eurer Seite aus gekommen ist.
Die Frau: danke ihnen dass sie mir zugehört und dass sie mir ehrlich gesagt haben was sie von unserer Idee halten. Ich melde mich wieder wenn ich darf?
Ich: ich freue mich über ihren Anruf und hoffe mal, dass es dazu kommt.
Sie hat sich nochmals bedankt und will mich wieder anrufen .... abwarten ...
Das ist nun mal so. Viele wollen spontan was tun und helfen, vieles unüberlegt, dabei ist helfen einfach, schon ein Lächeln kann vieles bewirken. Und ein gemeinnützigen Verein gründen, das geht so einfach nicht. Bis man die Gemeinnützigkeit anerkannt bekommt vergeht eine Zeit ...
(so, nachdem ich das jetzt getippt habe, jetzt geht es mir etwas besser ...)