Wenn Talkshows an Grenzen stoßen oder: „Es lebe also die Odenwaldschule?“
netzwerkB Pressemitteilung vom 2. Oktober 2014
Wenn Talkshows an Grenzen stoßen oder: „Es lebe also die
Odenwaldschule?“
Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten. Ob der ARD-Film "Die
Auserwählten" das leistete, was er versprach, das lassen wir offen. Wir
sind keine Filmkritiker.
Zu beklagen ist die anschließende Diskussionsrunde bei Anne Will. Die
Vermischung von OSO, katholische Kirche und Feminismus leistete keinen
erkennbaren Mehrwert und nicht einmal einen Unterhaltungswert.
Man verharrte auf Klischees und Bekanntem.
Die destruktive Dynamik einer totalen Institution im Typus der
Odenwaldschule wurde durch die Bewunderung des freien Umgangs und der
„Lichtgestalt“ verniedlicht. Im Talk wurde eine echte Chance vergeben,
weil er zum Small Talk verkam.
Sicherlich wurde eine Sensibilisierung erreicht, die wäre aber mit einer
Kampagne im Stil einer Antiraucher- oder Aidskampagne effizienter.
Die Aufarbeitung der Causa Odenwaldschule ist viel weiter fortgeschritten,
als man bei der Talkrunde vernehmen konnte. Die Bedingungen auf Seiten von
Organisation, Ideologie, fehlender Kontrolle und Personal sind viel besser
bekannt, als man meinen will. Eine sorgfältige Lektüre der Publikationen
von Oelkers und Miller zur Vorbereitung hätte die Macher der Sendung zu
einem höheren Niveau und zu einem grösseren Tiefgang verholfen. Schade um
die vertane Chance.
Weiterführende Information:
Reformpädagogik nach der Odenwaldschule - Wie weiter?
http://www.amazon.de/Reformpädagogik-nach-Odenwaldschule-Wie-weiter/dp/3779929295
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