Die Bauernopfer
netzwerkB Pressemitteilung vom 17. Juni 2015
http://netzwerkb.org/2015/06/17/die-bauernopfer/
Das Bistum Mainz, mit Kardinal Karl Lehmann an der Spitze, „feuert“
lieber sieben Angestellte, anstatt selbst die Verantwortung für den
Skandal in der Mainzer Kita ‘Maria Königin‘ zu übernehmen.
55 Kinder sollen monatelang mehrfach täglich massiv bedroht und erpresst
worden sein und sexualisierte Gewalt erfahren haben.
Laut Berichten soll es geradezu ein Bandenwesen von Kindern gegen andere
Kinder gegeben haben. Die Frage ist zu stellen, was für eine Kultur in
dieser Kita vorherrschte, dass ein solch massives Ausagieren von Gewalt
möglich war.
Die Entlassung von allen Mitarbeitern mag für manche befreiend wirken; der
Anschein wird erweckt, die Wurzel des Übels sei bereits identifiziert,
nötige Konsequenzen gezogen und somit alles wieder in Ordnung.
Letztendlich ist diese Maßnahme nur eine sehr oberflächliche
Symptombehandlung. Und noch bevor der Widerhall in den Medien über diesen
Skandal ganz verklungen ist, geht die katholische Kirche zum nächsten
Tagesgeschäft über: die anstehende Neueröffnung ihrer Kita.
Durch die Kündigung der Erzieher wird die Annahme bestärkt, dass der
Dienstgeber - also der Träger oder Geschäftsführer - davon überzeugt
ist, dass die Angestellten ihre Dienstpflichten verletzt haben. Bisher
werden in den Medien lediglich die Anklagepunkte durch die
Staatsanwaltschaft gegen die Angestellten mitgeteilt.
Die Seite der Erzieherinnen wird ausgeklammert, wie sie die beschriebenen
Vorgänge erlebt haben mögen, wie das Ganze arbeitsrechtlich zu behandeln
sei, etc.
Dabei könnte es sich lohnen näher hinzuschauen und z.B.
arbeitsorganisatorische Fragen zu stellen:
Wie viele KollegInnen arbeiteten pro Schicht?
Wie lange dauerte eine Schicht?
Für welches Entgelt wurde gearbeitet?
Wie waren die Arbeitsbedingungen?
Wie lief die Kommunikation der KollegInnen untereinander?
Wie war die übliche Stimmung bzw. Arbeitsatmosphäre und warum?
Und brisanter noch:
Wie waren die Kommunikationsstrukturen zwischen Team und Leitung, zwischen
Leitung und Geschäftsführung bzw. Träger?
Interessierte die Geschäftsführung bzw. den Träger denn nicht, wie der
Arbeitsalltag in dieser Kita aussah?
Informierte sie sich also oder tat sie dies nicht?
Wenn sie sich informiert hatte - warum handelte sie dann erst, als eine
Tageszeitung sich einschaltete?
Merkwürdigerweise scheint die Aufmerksamkeit sowohl der Staatsanwaltschaft
als auch der Öffentlichkeit nur auf die Ex-Angestellten gerichtet zu sein
und nicht auf die Verantwortung der Bistumsleitung.
Wer versucht hier seine Hände in Unschuld zu waschen, bzw. die
Verantwortung auf die weiter unten in der Arbeitshierarchie abzuwälzen?
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Im Zusammenhang mit der Pressemitteilung kann und soll die Karikatur gern
veröffentlicht werden:
http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2015/06/kardinal-lehmann-kita-mainz.jpg
Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
presse@netzwerkb.org
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