[Krisenprotest] Fwd: THIS IS NOT GREECE - Konferenz 7/8 August in Hamburg
Liebe Alle,
am 7/8 August auf Kampnagel Hamburg veranstalte ich eine Konferenz zur Repräsentation der Krise mit prominenten Journalisten aus Deutschland und Theoretikerinnen und Kulturschaffenden aus Griechenland. Ihr seid herzlich eingeladen und über Verbreitung wäre ich dankbar.
07./08. August, Kampnagel Hamburg
THIS IS NOT GREECE - Erzählungen von der Krise
"Raffgierige Griechen wollen dem deutschen Steuerzahler an den Geldbeutel?" THIS IS NOT GREECE - Erzählungen von der Krise ist eine Konferenz, die sich Fragen der Repräsentation der Krise, der Produktion von Bildern und Diskursen zu Griechenland stellen möchte. Journalisten wie Harald Schumann, Robert Misik oder Michalis Pantelouris diskutieren über die deutsche Griechenlandberichterstattung, die Theoretikerin Athena Athanasiou spricht über die Prekarität der Enteigneten (Butler/Athanasiou "Die Macht der Enteignten", diaphanes), der kroatische Kurator des "Subversive Festivals" in Zagreb, Srecko Horvart, spricht über Varoufakis Mittelfinger-Affaire, international ausgezeichnete Filmemacher diskutieren über den Ausdruck des Sozialen im zeitgenössischen griechischen Film, die Initiatoren der seit 2008 selbstorganisierten Athen Biennale, Kuratoren urbaner Projekte und der Co-Direktor des griechischen Nationaltheaters beschreiben die Bedingungen von unentgeltlicher Kulturproduktion im permanenten Ausnahmezustand und die daraus entstehenden Verschiebungen der ästhetischen Praxis.
Mit: Athena Athanasiou, Anestis Azas, Athanasios Karanikolas, Anna Mülter, Poka-Yio, Ektoras Lygizos, Harald Schumann, Robert Misik, Michalis Pantelouris, Srecko Horvart, Vassilis Tsianos, Nanna Heidenreich
Konzept: Margarita Tsomou, Eike Wittrock
Konferenz Sprachen: deutsch/englisch
Ganzes Programm, Infos und Zeiten:
http://www.kampnagel.de/de/programm/this-is-not-greece/?datum=&id_datum=3799
english:
http://www.kampnagel.de/en/program/this-is-not-greece/?datum=&id_datum=3799
Das Facebook Event zum Weiterleiten:
https://www.facebook.com/events/100341276984893/
hier das Programm ausführlich:
Erzählungen von der Krise - Themenspecial
In der Diskussion um die Finanzkrise in Griechenland zirkulieren in deutschen Medien Zerrbilder der griechischen Bevölkerung. Zeitungen und Fernsehsendungen entwerfen Mentalitätsanalysen, ohne griechische Stimmen in die Diskussion einzubinden. Defizit-Sünder, Euro-Betrüger, Pleite-Griechen – solche Begriffsneuschöpfungen haben sich mittlerweile im deutschen Diskurs über die Griechenlandkrise etabliert. Dabei werden „die Griechen“ als Träger eines frechen, bedrohlichen und raffgierigen Gesamtcharakters gezeichnet, während im Umkehrzug das deutsche ehrliche und hartarbeitende „Wir“ konstruiert wird. So überwiegen entweder simplizistische Mentalitätsanalysen als Erklärungen für die Krise oder wahlweise durchaus gutgemeinte humanitäre Apelle über die Lage der Bevölkerung, während die Stimmen über eine politische Auseinandersetzung mit der neoliberalen Doktrin und den strukturellen ökonomischen Problemen Europas weitestgehend im Hintergrund bleiben.
Im Themenspecial THIS IS NOT GREECE, das in Zusammenarbeit mit der griechisch-deutschen Journalistin und Aktivistin Margarita Tsomou entwickelt wurde, geht es nicht um das Für oder Wider der Austeritätspolitik, sondern darum, einen analytischen Blick auf die Diskurse selbst zu werfen und diese um griechische Perspektiven aus Kunst, Philosophie und Film zu ergänzen. Dabei werden sowohl anhand preisgekrönter griechischer Filmproduktionen zeitgenössische Bilder aus Griechenland diskutiert, als auch jenseits von Repräsentationen durch eine Auseinandersetzung mit gelebten Erfahrungen im Land die hiesigen Narrative bereichert – sowie sich diese etwa in der Arbeit von griechischen Theoretiker*innen, Ausstellungs- und Theatermacher*innen zeigen.
PROGRAMM FREITAG, 07.08.
18:00
GRIECHENLAND IN DEN DEUTSCHEN MEDIEN: Paneldiskussion mit Robert Misik, Michalis Pantelouris undHarald Schumann, Eintritt frei, P1
Ob bei Anne Will, Spiegel Online oder in DIE ZEIT – Griechenland und die europäische Sparpolitik sind allerorts Thema. Wie sind die Narrationen, die Diskurse und die Analysen über die Schuldigen, die neue griechische Regierung gestrickt? Prominente Journalisten diskutieren über das Bild Griechenlands in den deutschen Medien.
Robert Misik ist ein österreichischer Journalist, der unter anderem für die Tageszeitung und den Wiener Falter schreibt. In seinem politischen Blog versuchte er zuletzt, andere Perspektiven auf die aktuelle Lage in Griechenland zu entwerfen, die auch von internationalen Medien, wie dem New Yorker, wahrgenommen wurden.
Michaelis Pantelouris ist Hamburger Journalist mit deutsch-griechischen Wurzeln. Seit Beginn der Griechenlandkrise ist er zum „Griechenland-Erklärer aus Altona“ (Die Welt) der deutschen Medien geworden ist und kann so aus einer Insider-Perspektive über die Mechaniken von deutschen Fernsehtalkshows zu Griechenland berichten.
Harald Schumann ist ein deutscher Bestseller-Autor und Wirtschafts-Journalist. Er schrieb lange Zeit für den Spiegel und wechselte 2004 zum Tagesspiegel. Seine Arte-Dokumentation Staatsgeheimnis Bankenrettung, die den Profiteuren der Bankenrettung nachspürte. erhielt 2013 den Deutschen Fernsehpreis. 2015 untersuchte er in Macht ohne Kontrolle – Die Troika die Sparpolitik der EU, die tief in das Leben von Millionen Menschen eingreift.
22:30
STO SPITI (AT HOME) (2014): Film von Athanasios Karanikolas, 6,50 Euro, Alabama Kino, 103 Min., griechisch mit deutschen Untertiteln
STO SPITI ist ein zartes Melodram in großen Bildern über eine Haushälterin bei einem wohlhabenden Paar der griechischen Oberschicht und deren Tochter. Als man bei ihr eine schwere Krankheit diagnostiziert und der Hausherr im Zuge der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten gerät, wird sie entlassen. Doch die Verhältnisse zwischen oben und unten, zu Hause und fremd, sind nicht so, wie sie zuerst scheinen.
Athanasios Karanikolas ist ein griechischer Filmemacher, der in Berlin lebt. STO SPITI ist sein dritter Spielfilm, und erregte bei seiner Premiere im Berlinale Forum 2014 großes Aufsehen und wurde mit dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet.
12:00
VAROUFAKIS’ MITTELFINGER: Vortrag von Srecko Horvat, Eintritt frei, 60 Min., P1, in englischer Sprache
Der bekannte kroatische Philosoph und Festivalmacher Srecko Horvat diskutiert Varoufakis’ Mittelfinger, der nach einem Beitrag von Günter Jauch eine internationale Mediendebatte auslöste. Jauch zeigte ein aus dem Kontext gerissenes Video, das Varoufakis 2013 bei einem Vortrag beim „Subversive Festival“ in Zagreb zeigt, das zu dieser Zeit von Srecko Horvat geleitet wurde.
Srecko Horvat ist ein kroatischer Philosoph und Autor, und gilt als viel versprechende theoretische Stimme der neuen Linken. Sein letztes Buch schrieb er gemeinsam mit Slavoj Žižek, es erschien in Deutschland 2013 sie unter dem Titel „Was will Europa? – Rettet uns vor den Rettern“. Von 2008 bis 2013 leitete er das „Subversive Festival“ in Zagreb.
13:00
DIE MACHT DER ENTEIGNETEN?: Vortrag von Athena Athanasiou, Eintritt frei, 60 Min., P1, in englischer Sprache
Die griechische Sozial- und Politikwissenschaftlerin Athena Athanasiou wurde 2013 schlagartig durch ihr Gespräch mit Judith Butler – auf deutsch unter dem Titel „Die Macht der Enteigneten“ bei diaphanes veröffentlicht – bekannt, in dem sie die politischen Auswirkungen der revolutionären Aufstände im Nahen Osten und Nordafrika und die Proteste auf dem Athener Syntagma Platz und im Zuccotti Park New York diskutiert haben. In ihrem Vortrag gibt sie eine philosophische und sozialtheoretische Einordnung der derzeitigen Lage in Griechenland.
Athena Athanasiou lehrt an der Panteion Universität für Sozial- und Politikwissenschaften in Athen. Nach ihrem Studium der Geschichte, Archäologie und Philosophie in Athen und Thessaloniki promovierte sie an der New School for Social Research (New York). Aus aktuellem Anlass befasst sie sich insbesondere mit Nationalismus, Griechenland und Krisenpolitik, wie kürzlich im Chronos Mag.
14:15
Kulturproduktion im Ausnahmezustand: Gespräch mit Poka-Yio, Anestis Azas und Anna Mülter, Eintritt frei, 90 Min., P1, in englischer Sprache
Die Krise hat das Alltagsleben und die Bedingungen für Kunstproduktion so heftig verändert, dass Raum für Neues entstanden ist. Der Direktor der Biennale Athen, Poka-Yio, spricht über kollektive Produktions- und Kurationsstrategien von unten mit dem Theatermacher und Direktor der Experimentalbühne des Griechischen Nationaltheaters Anestis Azas und der künstlerischen Leiterin des interventionistischen Stadtprojekts X-apartments in Athen, Anna Mülter.
Poka-Yio ist ein griechischer Künstler und Kurator, der in Athen lebt und arbeitet. Er ist Mitbegründer und Ko-Direktor der Athen Biennale, und gemeinsam mit Xenia Kalpaktsoglou, Teil des kuratorischen Duos X&Y. Ihre letzten kuratorischen Projekte waren Destroy Athens, 1. Athen Biennale 2007 (mit Augustine Zenakos), Monodrome, 3. Athen Biennale 2011 (mit Nicolas Bourriaud), wie auch Omonoia, die 5.-6. Athen Biennale, die von 2015-2017 läuft.
Anestis Azas studierte Regie an der Theaterfakultät der Aristoteles Universität in Thessaloniki, sowie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Regieassistent und Übersetzer wirkte er u.a. 2010 bei Rimini Protokoll an „Prometheus“ am Herodes Odeon in Athen mit. Seit 2008 inszeniert er an Staatstheatern und mehreren Bühnen der Freien Szene Athens. 2011 wurde er zum Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens eingeladen und war für den griechischen Regienachwuchspreis „Karolos Koun“ nominiert.
Anna Mülter ist eine Berliner Kuratorin, die zurzeit die Tanztage Berlin leitet und für das Tanzprogramm der Sophiensäle mitverantwortlich ist. Zuvor war sie Mitarbeiterin der künstlerischen Leitung von Theater der Welt 2014 in Mannheim und arbeitete als kuratorische Assistentin und Dramaturgin am HAU Hebbel am Ufer Berlin. Im Frühjahr dieses Jahres leitete sie gemeinsam mit Katia Arfara die Athener Version von Matthias Lilienthals kuratorischem Format X-Wohnungen.
16:00
Boy eating the bird's food (2012): Film von Ektoras Lygizos, 6,50 Euro, 80 Min., Alabama Kino, griechisch mit deutschen Untertiteln
Der Experimentalfilm BOY EATING THE BIRD’S FOOD zeichnet ein Stimmungsbild der jugendlichen griechischen Bevölkerung, das vor allem aufgrund der schockierend sozialrealistischen Bilder Beachtung fand. Er begleitet drei Tage lang einen griechischen arbeitslosen Jugendlichen, der sich nicht nur die Wohnung, sondern auch das Tierfutter mit seinem Kanarienvogel teilt, um den eigenen Hunger zu stillen.
Ektoras Lygizos ist ein aus Athen stammender Theater- und Filmregisseur. Für sein Filmdebut BOY EATING THE BIRD’S FOOD wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. beim Athens Film Festival, Toronto International Film Festival und Oldenburg Film Festival.
18:00
Bilder der Krise: Gespräch mit Ektoras Lygizos und Athanasios Karanikolas, Moderation: Nana Heidenreich,Eintritt frei, 80 Min., P1, in englischer Sprache
Der griechische Film boomt. Griechische Independent-Regisseure sind auf internationalen Filmfestivals Dauergäste mit ihren spannenden und dramatischen Geschichten, die – mehr oder weniger explizit – Resultate der Krise sind. In einer Filmreihe präsentiert das Internationale Sommerfestival präsentiert das Internationale Sommerfestival zwei Beispiele aus den letzten Jahren und lädt die Regisseure zu einer Podiums-Diskussion über ihre Arbeiten ein.
Athanasios Karanikolas ist ein griechischer Filmemacher, der in Berlin lebt. STO SPITI ist sein dritter Spielfilm, und erregte bei seiner Premiere im Berlinale Forum 2014 großes Aufsehen.
Ektoras Lygizos ist ein aus Athen stammender Theater- und Filmregisseur. Für sein Filmdebut BOY EATING THE BIRD’S FOOD wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. beim Athens Film Festival, Toronto International Film Festival und Oldenburg Film Festival.
Nana Heidenreich ist Medienwissenschaftlerin und Ko-Kuratorin der Sektion „Forum Expanded“ bei der Berlinale.
Am 18. Juli 2015 um 11:12 schrieb Corinna Genschel
Betreff: Blockupy-Newsletter 16. Juli 2015: #OXI #ThisIsACoup #OXIgermany
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Blockupy-Newsletter 16. Juli 2015 #OXI #ThisIsACoup #OXIgermany
Dieser Newsletter möchte verbreitet werden. Bitte schickt ihn an Eure Verteiler_innen, Freund_innen, Arbeitskolleg_innen, Nachbar_innen, Bekannten, Genoss_innen, Chor und alle, die Euch sonst einfallen. Liebe Blockupy-Aktive, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Am Mittwoch (15. Juli) sind Tausende in Athen, Rom, Mallorca, Sydney, Madrid, Kiel, Berlin, Köln, Stuttgart, Bremen und in vielen anderen Städten der Welt auf die Straße gegangen. Denn drei Dinge sind klar geworden:
Erstens, wir erleben Tage, die in die Geschichtsbücher eingehen werden - ob als Aufbruch oder Katastrophe, dies liegt auch bei uns.
Zweitens ist allen klar, es geht hier schon lange nicht mehr allein um Schuldentilgung – es geht um die Frage der Demokratie. Am 5. Juli haben 61 % der Griech_innen ihr Votum abgegeben – ihrem Widerstand noch einmal Nachdruck verliehen. Doch gegen die Erpressung durch die neoliberalen Eliten, gegen die Mauer der Troika, gegen das Diktat von Schäuble, Merkel, Gabriel scheint kaum ein Durchbrechen möglich.
Drittens: Niemand, der bei klarem Verstand ist, kann dieses Ergebnis des Eurogipfels eine „Einigung“ nennen. Es war ein Diktat, das mit dem Messer am Hals erzwungen wurde. Wie die Millionen Menschen, die den Hashtag #ThisIsACoup über Twitter verbreitetet haben, richtig erkannten, war es ein Staatsstreich, ein Putsch.
OXI ist überall! - Was können wir jetzt tun?
Unsere Aufgabe ist es nun, in den kommenden Tagen nicht aufzugeben – sondern weiter zu gehen und ein Zeichen nach Europa zu senden: Wir kämpfen an der Seite der Bewegungen in Griechenland. Wir zeigen das Gesicht des Widerstands, der Empörung, der Wut und der Scham über die deutsche Regierungspolitik #OXIgermany. Wir lassen uns unser OXI nicht nehmen! Informiert euch über Versammlungen auf allen Kanälen, nehmt den Blockupy-Text aus dem Anhang oder schreibt selbst welche. Verteilen wir diese überall in Cafes, Bars, Betrieben, auf der Straße! Schmückt die Stadt und die Gebäude der Krisenakteure mit eurem OXI! Seid Teil der #OXIspd - Kampagne (siehe unten)! Bereitet Go-ins vor oder schreibt Briefe! Bastelt Schilder und sendet Fotos mit eurem OXI an webteam@blockupy.org oder per twitter mit dem hashtag #OXIgermany bzw. #blockupy.
Demnächst wird es auch OXI-Sticker, Schablonen und Flyer geben, die wir euch auf Anfrage gerne zusenden. Mehr in Kürze auf: http://oxi-europe.org
Wie so viele Infratest-Umfragen, ist auch die Frage, die am Freitag dem Parlament vorliegt, eine, schwer mit ja oder nein zu beantworten sind: Willst Du, dass Griechenland Hilfen bekommt? Klar. Aber können wir die Unterwerfung, die die Bundesregierung im Gegenzug für die Aufnahme (!) neuer Verhandlungen fordert, unkommentiert lassen? NEIN! OXI! Deshalb treffen wir uns am Freitag vor dem Bundestag. Nicht, um uns an "unsere" Repräsentanten zu wenden, sondern um zu rufen: OXI! No nos representan! Ihr repräsentiert uns nicht!"
OXI SPD – Keine Ruhe für Gabriel!
http://blockupy.org/6161/oxi-spd-keine-ruhe-fuer-gabriel/
Die deutsche „Sozialdemokratie“ hat sich an dem Finanzputsch gegen den im Referendum ermittelten Willen der griechischen Bevölkerung aktiv beteiligt. Sigmar Gabriel gab in der Auseinandersetzung um den Umgang der EU mit Griechenland den Hardliner, der mitunter noch die CDU rechts überholte. Während er die „Glaubwürdigkeit“ der griechischen Regierung öffentlich bezweifelte, haben Gabriel und die SPD ihre eigene längst verspielt.
Er weiß genau, dass ein Erfolg des griechischen Modells der europäischen Sozialdemokratie in ihrer jetzigen Verfasstheit größte Probleme bei den Wählerinnen und Wählern bereiten würde. Das wissen auch viele Mitglieder, die sich seinem Kurs widersetzen und eine ganz andere Richtung des Krisenmanagements verlangen. Auch sie sind jetzt gefragt.
Es ist jetzt an der Zeit, die Stabilität der Großen Koalition und die Lüge der Sozialdemokratie politisch anzugreifen – von innen und von außen. Diese Stabilität allein ist es, die das erpresserische deutsche Vorgehen in Brüssel absichert und ermöglicht. Alle, die etwas tun wollen, um Widerstand gegen Austeritätspolitik und Entdemokratisierung effektiv werden zu lassen, können hier praktisch eingreifen:
Nutzt öffentliche oder parteiinterne Veranstaltungen der SPD, um den Streit über ihren Griechenlandkurs zu führen.
Kündigt diese Besuche und Interventionen öffentlich an.
Es hat bei anderer Gelegenheit Fälle gegeben, in denen Menschen in Parteibüros gegangen sind und diese erst wieder verlassen haben, nachdem sie dort öffentlich in Gegenwart der Presse mit Verantwortlichen diskutieren konnten.
Besucht die Sprechstunden der Gliederungen und Abgeordneten und diskutiert mit ihnen.
Schreibt Leser_innenbriefe, in denen ihr Gabriel widersprecht und den Mitgliedern, die eine Kurskorrektur fordern, zustimmt.
Schreibt an die lokalen SPD-Gliederungen und an die örtlichen Bundestagsabgeordneten im gleichen Sinne.
Bedient euch des von Blockupy und anderen produzierten Materials für ein europaweites OXI/nein zur Austerität im Zusammenhang mit öffentlichen Auftritten der SPD und ihrer Gliederungen. Das Anbringen von Aufklebern, Handzetteln, Plakaten, Bannern an Infotafeln, Plakatständern, Häusern der Partei kann gegebenenfalls rechtlich unproblematisch sein. Das direkte Markieren, Verändern, Verschönern von deren Auftritten oder Einrichtungen wäre eine Sachbeschädigung und als solche strafbar.
Dokumentiert eure Aktionen und macht sie öffentlich zugänglich. Hashtag: #oxispd
#ThisIsACoup: Das #OXI an jede Wand, auf jede Straße!
[DE] https://blockupy.org/6152/thisisacoup-das-oxi-an-jede-wand-auf-jede-strasse/ [EN] https://blockupy.org/en/6158/thisisacoup-oxi-on-every-wall-in-every-street/
Hunderttausende haben u.a. am 3. Juli auf den Straßen von Athen zu den Zumutungen der Sparpolitik, zu ihrer Verelendung, zu der Rettung von Banken auf Kosten der Menschen unüberhörbar OXI! NEIN! gesagt. Dieses OXI! NEIN! ist am 5. Juli im griechischen Referendum mit einer beeindruckenden Mehrheit von 61% bekräftigt worden. OXI! NEIN! hallte durch ganz Europa, gab den Erniedrigten Hoffnung, ermutigte die Widerständigen – und schreckte die Mächtigen auf.
Nur eine gute Woche später kapituliert die griechische Regierung vor der Forderungen der Gläubiger. Die Renten müssen noch weiter gekürzt, die Mehrwertsteuer soll erhöht werden. Wie bei der Abwicklung der DDR wird eine „Treuhand“ eingerichtet, um 50 Milliarden Staatsvermögen für Schuldendienst und Bankenrettung zu verscherbeln. Die Demokratie in Griechenland ist faktisch ausgehebelt, es wird zu einem besetzten Land: Alle Gesetze und Verordnungen müssen noch vor ihrer Beratung im Parlament von den Institutionen“ genehmigt oder abgelehnt werden. Selbst alle Maßnahmen zur Linderung der unmittelbaren sozialen Not aus den vergangenen 6 Monaten werden in Frage gestellt.
Niemand, der bei klarem Verstand ist, kann dieses Ergebnis des Eurogipfels eine„Einigung“ nennen. Es war ein Diktat, das mit dem Messer am Hals erzwungen wurde. Wie die Millionen Menschen, die den Hashtag #ThisIsACoup über Twitter verbreitetet haben, richtig erkannten , war es ein Staatsstreich, ein Putsch. Angesichts dieser mit gezogener Waffe erfolgten Erpressung diskutieren wir nicht das Verhalten des Überfallenen, sondern zeigen mit dem Finger auf den Täter und nennen ihn einen Verbrecher. Alle in Europa und in der ganzen Welt wissen, von wem dieser Putsch ausging: Es war die deutsche Bundesregierung, es waren Wolfgang Schäuble und Angela Merkel, die ihre Linie der gnadenlosen Demütigung in Europa durchgesetzt und den schüchternen Widerspruch aus Italien oder Frankreich schnell zur Seite geschoben haben. Unterstützt und abgesichert wurden sie dabei von Gabriels SPD und von weiten Teilen der deutschen Medien. Sie konnten sich dabei auf einen nationalistischen Konsens der deutschen Mehrheitsgesellschaft stützen und profitierten von der Angst mancher linker Organisationen vor Meinungsumfragen.
Der Preis, den die Mächtigen dafür zu bezahlen haben, ist hoch: Das Mäntelchen aus gemeinsamen Werten“, „Solidarität“ und „Demokratie“, das sich EU-Europa so gern umhängt, ist endgültig fadenscheinig und rissig geworden. Darunter schimmert der eigentliche Kern deutlich hervor: die Herrschaft der Kapitalrendite und der Wettbewerbsfähigkeit, die Aushöhlung der Demokratie durch die nackte, erpresserische Gewalt und die anmaßende deutsche Vorherrschaft. Europa ist politisch bankrott und die Risse im System sind nur vorübergehend zugekleistert.
Alle wissen, dass die Erniedrigung Athens, die abermalige Steigerung des sozialen Elends, die Ausplünderung noch der letzten ökonomischen Reserven Griechenlands selbst unter kapitalistischen Maßstäben unvernünftig ist. Die Krise ist nicht gelöst, sie ist nur abermals verschärft und gleichzeitig verschoben. Dutzende, auch angesehener bürgerlicher Ökonomen bestätigen das.
Warum also tun die deutschen und europäischen Eliten etwas, das niemals zu wirtschaftlicher Erholung in Griechenland und zu einer Überwindung der europäischen Krise führen kann? Weil es ihnen um ganz etwas anderes geht: Um Abschreckung und demonstrative Bestrafung und um das Nutzen der Krise, um die
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