Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. *Art.1, Abs.1 GG*

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Keine Bestimmung der vorliegenden Erklärung darf so ausgelegt werden, dass sich daraus für einen Staat, eine Gruppe oder eine
Person irgendein Recht ergibt, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu setzen, welche auf die Vernichtung der in dieser
Erklärung angeführten Rechte und Freiheiten abzielt. *Artikel 30 aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.*






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    Akt der Versöhnung - N. 555.086 / Lesenswert


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    Beitrag von Gast Sa 02 Nov 2013, 18:16

    Liebe Mitglieder und Freunde von netzwerkB,

    am 6. November 1993, habe ich bei einem Familientreffen im Beisein der
    beiden Täter mein Schweigen gebrochen.

    20 Jahre Aufarbeitung liegen hinter mir - Zeit für neue Wege!

    Am 13. Mai 2013 habe ich Papst Franziskus folgenden Brief geschrieben:

    Akt der Versöhnung - N. 555.086

    Sehr geehrter Heiliger Vater,

    unter Bezugnahme auf das Schreiben vom 27. April 2004
    (http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Papst-Johannes-Paul-II._27.04.2004.pdf),
    aus dem Staatssekretariat, Erste Sektion Allgemeine Angelegenheiten, mit
    der N. 555.086, in dem mir Papst Johannes Paul II. auf mein Schreiben vom
    9. Dezember 2003
    (http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Papst-Johannes-Paul-II._09.12.2003.pdf)
    geantwortet hat, möchte ich mit diesem Brief Ihre Heiligkeit um einen Akt
    der Versöhnung bitten.

    Ich wurde sexuell missbraucht – vom 10. bis zum 16. Lebensjahr von einem
    Pfarrer und danach bis zum 18. Lebensjahr von einem Kirchenmusiker der
    Gemeinde in Delitzsch bei Leipzig.

    Ich habe 35 Jahre lang geschwiegen. Niemand hat davon gewusst. Schweigen,
    aus Angst, Scham und Schuldgefühlen. Schweigen, weil die Sprache fehlte.

    Vor 20 Jahren habe ich mein Schweigen im Familienkreis gebrochen. Seitdem
    werde ich von meiner Herkunftsfamilie und der Kirchengemeinde ausgegrenzt.
    Mein Angebot, in der Gemeinde gemeinsam mit dem Bistum Magdeburg die
    Verbrechen aufzuarbeiten, wurde bisher abgelehnt. Die Hauptschuld an den
    jahrelangen Verbrechen trägt das Bistum Magdeburg, weil sie den Pfarrer
    immer wieder versetzte, gleichwohl bekannt war, dass er Kinder und
    Jugendliche missbraucht hat. Gesprochen hat der zuständige Bischof mit mir
    bis heute kein einziges Wort.

    In meinem Buch „Ich wurde sexuell missbraucht“
    (http://netzwerkb.org/2008/09/05/mein-buch/) schildere ich meine Geschichte
    ausführlich. Als Anlage füge ich Ihnen ein Exemplar bei. Meine Geschichte
    ist öffentlich bekannnt. Die Medien haben ausführlich darüber berichtet,
    s. unter: http://netzwerkb.org/medien/

    Das Bistum Magdeburg versuchte mich mit 25.000,- Euro wieder zum Schweigen
    zu bringen, daraufhin bat ich Papst Johannes Paul II. in dem oben genannten
    Schreiben um Hilfe. Er ließ mir antworten, dass ich um Vergebung bitten
    solle. Daraufhin habe ich versucht mir das Leben zu nehmen. In meinem Buch
    „Ich wurde sexuell missbraucht“, in den Kapiteln „Papst betet für
    mich“ und „Ich hatte keine Hoffnung mehr“, schreibe ich darüber.

    Es hat nicht funktioniert, mir das Leben zu nehmen. Danach habe ich
    beschlossen, meine Lebenskraft gegen das Verschweigen von sexualisierter
    Gewalt einzusetzen. Heute bin ich Vorstandsvorsitzender von netzwerkB
    (Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt e.V.). Ich vertrete die
    Interessen Betroffener des größten Opferschutzverbandes Deutschlands.
    Darüber hinaus sind wir auch international vernetzt.

    Die Stiftung

    Mein Wunsch ist es, eine Institution zu schaffen, die sich gegen das
    Verschweigen, Verleugnen und Vertuschen von sexualisierter Gewalt einsetzt
    – ich beabsichtige eine gemeinnützige Stiftung zu gründen.

    35 Jahre habe ich geschwiegen und war nicht in der Lage, über die
    sexualisierte Gewalt, die man mir angetan hat, zu sprechen. Zwei
    fundamentale Erkenntnisse sind das Ergebnis meiner Arbeit:

    1. Der Mensch wird seelisch krank, weil er dazu erzogen wird, nichts zu
    merken.

    2. Der Mensch verschweigt, verleugnet und vertuscht, weil er nichts merkt.

    Das Tabu, das auf dem Thema sexualisierter Gewalt lastet, behindert massiv
    die Aufarbeitung für diejenigen, die sie erlebt haben und deren Leben
    dadurch geprägt wurde.

    Ziel der Stiftung soll es sein, Opfern von sexualisierter Gewalt zu helfen,
    ihre Schweigemauer zu durchbrechen. Das schaffen sie nicht allein und sind
    deshalb auf Hilfe angewiesen – auf Personen, die sich in der
    Öffentlichkeit gegen das Verschweigen, Verleugnen und Vertuschen von
    sexualisierter Gewalt einsetzen. Das erfordert Mut und diesen gilt es zu
    unterstützen – genau das soll die Stiftung leisten, indem sie einen
    Preis ausschreibt, der an Personen vergeben wird, die Außergewöhnliches
    leisten, um Opfern von sexualisierter Gewalt zu helfen, ihr Schweigen zu
    brechen. Die Stiftung möchte Transparenz fördern und fordern,
    insbesondere bei Berufsgruppen, die viel mit Kindern und Schutzbefohlenen
    zu tun haben (Erzieher, Lehrer, Geistliche, Ärzte und Psychotherapeuten,
    Anwälte und Richter) und bei denen die Gefahr einer Vertuschung besteht,
    weil aus Korpsgeist Täter geschützt werden und Opfer dadurch bei der
    Aufarbeitung ihres Traumas massiv behindert werden.

    Das Bistum Magdeburg schuldet mir 450.000 Euro. Diese Forderung habe ich
    mit Schreiben vom 14. Februar 2003 zum Ausdruck gebracht (s. Anlage:
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bistum-Magdeburg_14.02.2003.pdf).
    Mit diesem Geld beabsichtige ich, die Stiftung zu gründen. Es wäre ein
    Akt der Versöhnung, wenn nicht nur das Bistum Magdeburg in diese Stiftung
    einzahlt, sondern wenn auch Sie als Oberhaupt der römisch katholischen
    Kirche es tun. Wenn Sie hier eine Vorreiterrolle einnehmen würden und auch
    andere Staatsoberhäupter und Prominente bitten, das gleiche zu tun –
    dann könnte ein Akt der Versöhnung stattfinden.

    Die ganze Welt würde erfahren, dass zukünftig Menschen mit dieser
    Stiftung geehrt werden, die sich gegen das Verschweigen von sexualisierter
    Gewalt in besonderem Maße einsetzen. Die Betroffenen von sexualisierter
    Gewalt und auch die Angehörigen der Opfer, die ebenfalls großen Schaden
    nehmen, würden Anerkennung in der Gesellschaft finden, die sie so sehr zum
    Überleben brauchen.

    Sehr geehrter Heiliger Vater,

    ich sende diesen Brief in Kopie an:

    alle Bischöfe in Deutschland
    Bundespräsident Joachim Gauck
    Bundeskanzlerin Angela Merkel
    die Vorsitzenden der Parteien im Deutschen Bundestag
    mit der Bitte, sich ebenfalls an der Gründung dieser Stiftung zu
    beteiligen.

    Möge es diesen Verantwortlichen gelingen, nicht nur die Wirtschaft
    anzusprechen, sondern auch die gesamte Gesellschaft zu überzeugen, hierbei
    mitzumachen.

    Ein Akt der Versöhnung ist dringend geboten, um über Brücken zu gehen,
    wo die Wege bisher versperrt sind.

    Es gilt, den Opfer-Täter-Opfer-Täter-Kreislauf zu durchbrechen.

    Die Stiftung könnte der Anfang eines Weges sein, den wir gewaltfrei
    gemeinsam gehen könnten.

    Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung

    Norbert Denef

    Vorsitzender von netzwerkB

    -
    Reaktionen:

    - DIE LINKE 15.05.2013
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/DIE-LINKE_15.05.2013.pdf

    - Bischof von Magdeburg Dr. Gerhard Feige
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bischof-vojn-Magdeburg-Dr.-Gerhard-Feige_28.05.2013.pdf

    - Bayerische Staatskanzlei Horst Seehofer
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bayerische-Staatskanzlei_Horst-seehofer_31.05.2013.pdf

    - Bündnis 90/DIE GRÜNEN Cem Özdemir
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bündnis-90DIE-GRÜNEN_Cem-Özdemir_11.06.2013.pdf

    - Bistum Dresden-Meissen
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bistum-Dresden-Meissen_13.06.2013.pdf

    - Bischof von Eichstätt Gregor-Maria Hanke
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/09/Bischof-von-Eichstätt_Gregor-Maria-Hanke_01.07.2013.pdf

    - Bayerisches Staatsministerium für Arbeit
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/Bayerisches-Staatsministerium-für-Arbeit_26.09.2013.pdf

    - DEUTSCHE BISCHOFSKONFERENZ
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/DEUTSCHE-BISCHOFKONFERENZ_14.10.2013.jpg

    - DIE LINKE 15.10.2013
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/DIE-LINKE_15.10.2013.jpg

    - KATHOLISCHES BÜRO SACHSEN
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/KATHOLISCHES-BÜRO-SACHSEN_15.10.2013.jpg

    - BUNDESPRÄSIDIALAMT
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/Bundespräsidialamt_17.10.2013.pdf

    - Bundeskanzleramt
    http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2013/11/Bundeskanzleramt_17.10.2013.jpg

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