Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. *Art.1, Abs.1 GG*

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Keine Bestimmung der vorliegenden Erklärung darf so ausgelegt werden, dass sich daraus für einen Staat, eine Gruppe oder eine
Person irgendein Recht ergibt, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu setzen, welche auf die Vernichtung der in dieser
Erklärung angeführten Rechte und Freiheiten abzielt. *Artikel 30 aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.*






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    Positionspapier "Prostitution": 03.09.13 20:20


    lupa
    admina


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    Beitrag von lupa Sa 05 Okt 2013, 09:16

    Liebe Mitglieder und Freunde von netzwerkB,

    nachfolgend senden wir Ihnen unser Positionspapier "Prostitution":

    netzwerkB setzt sich für eine Aufhebung des derzeit geltenden
    Prostitutions-Gesetzes und für die Einführung des
    „Abolitionsprinzips“ ein.

    Käuflicher „Erwerb“ eines Körpers ist ein Ausdruck von Gewalt und
    Macht, und er gehört damit aus unserer Sicht geächtet.

    In Deutschland gilt hinsichtlich der Prostitution das
    „Regulationsprinzip“. Dieses findet seinen Ausdruck im
    Prostitutionsgesetz, dem „Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der
    Prostituierten“ – kurz ProstG. In Kraft getreten ist dieses Gesetz am
    01.01.2002.

    „Regulationsprinzip“ vs. „Abolitionsprinzip“

    Wir haben eines der liberalsten Prostitutionsgesetze überhaupt. welches
    dem sogenannten „Regulationsprinzip“ folgt. Es akzeptiert die
    Prostitution und stellt diese unter staatliche Kontrolle.
    „Entkriminalisierung“ bedeutet, dass wir es inzwischen mit
    „Sexarbeit“ zu tun haben, die als herkömmliche Erwerbsarbeit gilt,
    seit das Gesetz in Kraft getreten ist. Das „Abolitionsprinzip“ hätte
    demgegenüber einerseits zum Ziel, Prostituierte nicht zu kriminalisieren,
    und andererseits alles, was mit Prostitution zusammenhängt wie
    Zuhälterei, Unterhaltung von Bordellen, unter Strafe zu stellen. Möglich
    wäre auch - wie beispielsweise in Schweden seit 1999 erfolgreich
    praktiziert - zusätzlich Freier zu kriminalisieren. Dieses Vorgehen hatte
    dort u.a. zur Folge, dass Prostitution und Menschenhandel deutlich
    zurückgegangen sind. In Schweden lernen die Kinder schon in der
    Grundschule, dass es Unrecht ist, Sex mit Frauen zu kaufen.

    Die Mechanismen, in die „Mühlen“ der Prostitution zu geraten, sind
    vielfältig

    Eine Reihe von Faktoren, wie z.B. die Hoffnung, sich aus oft trostlosen
    Perspektiven befreien zu können, spielen hierbei eine herausragende Rolle.

    Armut, die Erfahrung, ausgebeutet zu werden, sexualisierte und andere
    Gewalterfahrungen in der Herkunftsfamilie, sind beispielsweise Bedingungen,
    welche die Mädchen und Frauen aber auch die Jungen und Männer, glauben
    hinter sich lassen zu können.

    Oft sind es gerade bei den aus Osteuropa stammenden Prostituierten
    fälschlich versprochene Aussichten, beispielsweise als Kellnerin oder
    Tänzerin arbeiten zu dürfen, die sie in das ansonsten fremde Deutschland
    locken.

    Sie finden sich dann in den Kreisläufen von Macht und Ohnmacht wieder, die
    auch der Prostitution eigen sind, in Kreisläufen, die generell bei Gewalt
    jedweder Form zu finden sind und die sie eigentlich zu verlassen suchten.

    Bekannte Überlebensmuster auch bei Prostituierten

    Oft entwickeln Betroffene von sexualisierter Gewalt, aber auch Opfer
    anderer Gewalterfahrungen in der Kindheit, innere Mechanismen zum
    Überleben, mit den auf sie einwirkenden Gewalttaten umzugehen.

    Sie idealisieren zum Beispiel die Täter ihrer Kindheit, da es für Kinder
    unerträglich wäre zu merken, dass die Person, der sie vertrauen müssen,
    und von der sie existenziell abhängig sind, nicht vertrauenswürdig ist
    und ihnen im Gegenteil Schaden zufügt.

    So lange die Idealisierung der Täter nicht aufgelöst wurde, kann  diese
    über einen langen Zeitraum, ggf. sogar über ein gesamtes Leben hinweg,
    aufrechterhalten werden.

    Wie es oft bei Opfern sexualisierter und anderer Gewalt der Fall ist, sind
    sich Betroffene als Erwachsene ihrer teils schon früh erlittenen
    traumatischen inneren Verletzungen oft selbst gar nicht mehr bewusst. Um zu
    überleben, haben sie die traumatischen Erfahrungen aus ihrem Gedächtnis
    verdrängt, umgedeutet oder auf eine andere Art verleugnet, nur um
    überleben zu können.

    Später greift die Idealisierung dann auch gegenüber den „Nachfolgern“
    der Täter aus der Kindheit. Prostituierte sind dann beispielsweise blind
    gegenüber der Wirklichkeit, blind auch gegenüber den Versprechen der
    Menschenfänger, Zuhälter und ggf. auch gegenüber den Freiern.

    Drogen- und Alkoholsucht führen nicht nur in die Prostitution hinein, sie
    werden auch von Prostituierten eingesetzt um auszuhalten, was die
    Prostitution mit ihren Körpern und in ihren Seelen anrichtet. Auch das
    Abspalten des eigenen Körpers - möglicherweise schon als Kind erlernt, um
    sexualisierte, aber auch anderweitig misshandelnde Gewalt zu überstehen -
    ist eine Möglichkeit, nicht mehr wahrzunehmen, was der Körper Tag für
    Tag erfährt.

    Kreislauf der Abhängigkeiten

    Oftmals werden horrende Mieten für die vom Zuhälter „geschützten“
    Räume verlangt, in denen die Prostituierten die Freier bedienen.. Diese
    müssen durch eine hohes Ausmaß an sexuellen Dienstleistungen abbezahlt
    werden, was den Prostituierten oftmals aber nicht möglich ist. In Schulden
    und andere Abhängigkeiten hineingepresst und verstrickt, kann es auch für
    angeblich freiwillige Prostituierte ausgesprochen schwierig werden, sich
    jemals aus diesem fatalen Kreislauf zu lösen. Viele Prostituierte haben
    ein anderes, ein normales, wirklich selbstbestimmtes Leben, nie
    kennengelernt.

    Wir setzen uns ein für eine Aufhebung des jetzigen Gesetzes und für die
    Einführung des „Abolitionsprinzips“ Wir sind der Überzeugung, dass es
    mit der Menschenwürde nicht vereinbar ist, den Verkauf eines Körpers zu
    legalisieren, neben all den Risiken des Prostituiertenlebens wie z.B.
    extreme Gewalttätigkeit, Geschlechtskrankheiten, HIV und auch ungewollter
    Schwangerschaften.

    Die in der Diskussion um die Legalisierung der Prostitution vielgepriesenen
    Begriffe „Freiwilligkeit“ und „Selbstbestimmung“ halten wir für
    sehr gewagte wenn nicht abwegige Thesen.

    Die Prostitution fußt auf der Ausbeutung von Frauen, Männern, Mädchen
    und Jungen, die, oftmals schon als Kind traumatisiert, aus den Kreisläufen
    der sexualisierten Gewalt und aus dem Ungleichgewicht der
    Machtverhältnisse nicht hinausfinden.

    Die Entkriminalisierung der Prostituierten selbst war längst überfällig,
    und sie war ein wichtiges Signal. Allerdings, die Prostitution selbst und
    ihre „Betriebe“ zu entkriminalisieren, stehen der Menschenwürde der
    Prostituierten diametral entgegen. Diese Menschen können derzeit auf
    legalem Wege ausgebeutet und erniedrigt werden. Prostitution hält sich
    zudem oftmals in der Nähe organisierter Kriminalität auf und damit auch
    in der Nachbarschaft der „Geschäftszweige“ der unermesslichen Qual von
    Kinderprostitution und Kinderpornographie.

    Nutznießer des gegenwärtig verfolgten „Regulationsprinzips“ sind
    ausschließlich organisierte und nicht organisierte Verbrecher und die
    Freier, nicht aber der Großteil der weiblichen und männlichen
    Prostituierten.


    In diesen Zusammenhang verweisen wir auch auf unsere Pressemitteilung vom
    29. August 2013:
    http://netzwerkb.org/2013/08/29/taz-streicht-kritischen-bericht-einer-sozialarbeiterin-uber-prostitution/

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